Autogenes Training bei Krebs
Krebserkrankungen gehören inzwischen zu den „beliebtesten“ Todesursachen. Sie sind auf dem besten Wege, die
Herz-Kreislauf-Erkrankungen als Todesursache ein- oder vielleicht sogar bald zu überholen – und das trotz der
angeblich bahnbrechenden Forschungserfolge der Schulmedizin.
Die Therapie dieser Erkrankung ist fast ebenso gefährlich wie die Erkrankung selbst. Gleichgültig, ob es sich
hier um eine Strahlen- oder Chemotherapie handelt – beide Behandlungsformen haben beträchtliche Nebenwirkungen und
sind selbst potentiell krebserzeugend.
Wenn man Patienten in einer solchen Lage Autogenes Training „zumutet“, dann kann leicht der Verdacht kommen,
dass solche Betätigungen bestenfalls kontraproduktiv sind. Denn was können Meditation, Autogenes Training und
ähnlich gelagerte Betätigungen schon gegen eine so schwere Krankheit ausrichten, gegen die sogar die Schulmedizin
so oft den Kürzeren ziehen muss?
Ob Autogenes Training Krebs heilen kann, daran muss man in der Tat zweifeln. Aber es ist auch nicht der Anspruch
der meisten Richtungen der alternativen Medizin, ähnlich wie die Schulmedizin das Heft in die Hand zu nehmen und
dem Körper zu diktieren, wie er zu „ticken“ hat. Viele der alternativmedizinischen Richtungen nehmen für sich nur
in Anspruch, die Bedingungen für ein optimales Funktionieren des Organismus zu verbessern.
Daher werde ich im Folgenden der Frage nachgehen, ob Autogenes Training in der Lage ist, den Betroffenen hier
eine Hilfestellung zu liefern. Konkret formuliert: Kann Autogenes Training die physiologischen Bedingungen so
modifizieren, dass dem Krebs der Boden entzogen wird? Oder kann Autogenes Training physiologische Funktionen so
stärken, dass der Organismus besser gegen seine Erkrankung antreten kann?
A pilot randomized trial assessing the effects of autogenic training in early stage cancer
patients in relation to psychological status and immune system responses
in: Eur J Oncol Nurs. 2004 Mar;8(1):61-5.
Diese Arbeit aus dem Jahr 2004 untersuchte Stressreaktionen und Immunantworten bei Krebspatienten, die sich in
einem frühen Stadium ihrer Erkrankung befanden. An dieser randomisierten Arbeit nahmen 31 Patientinnen mit
Brustkrebs teil, bei denen zuvor eine operative Entfernung der Tumore vorgenommen worden war, und die Bestrahlungen
als Nachfolgetherapie erhielten. Die Frauen wurden für die Studie in zwei Gruppen aufgeteilt. Gruppe 1 erhielt
ärztliche Hausbesuche während der Zeit der Studie.
Gruppe 2 erhielt zusätzlich zu den Hausbesuchen über die Dauer von 2 Monaten eine wöchentliche Unterweisung in
Autogenem Training. Am Anfang und Ende der 2-monatigen Studiendauer wurde ein Fragebogen erarbeitet, der Unruhe und
Depressionen diagnostizierte. Darüber hinaus wurden zu diesen Zeitpunkten auch immunologische Parameter erhoben,
wie zum Beispiel die Messung von T- und B-Lymphozyten, die ein Indikator für eine mögliche Immunantwort
beziehungsweise -modulation anzusehen sind.
Resultat: Am Ende der Studie zeigte der Fragebogen und die Messung der Lymphozyten keine Veränderungen bei den
Teilnehmerinnen von Gruppe 1. Die AT-Gruppe dagegen zeigte eine statistisch signifikante Verbesserung der
Depressions- und Unruhegrade. Gleichzeitig verbesserte sich bei diesen Teilnehmerinnen auch die Immunantwort.
Daraus schlossen die Forscher, dass das Autogene Training eine sehr wirksame Selbsthilfetherapie sein muss.
Fazit
Hier haben wir den ersten Hinweis, dass Autogenes Training über die Abschwächung von Stress zu einem besser
funktionierenden Immunsystem führt, welches wiederum entscheidend mitbeteiligt ist an der Eliminierung von
Fremdkörpern im Organismus, zu denen Tumorzellen zweifellos auch gehören.
Kang Y. et al.: Department of Preventive Medicine, School of Medicine, Gyeongsang National University and
Gyeongsang Institute of Health Science, Korea. kys513@gsnu.ac.kr
Mind-body approach in the area of preventive medicine: focusing on relaxation and meditation for
stress management
in: J Prev Med Public Health. 2010 Sep;43(5):445-50. doi: 10.3961/jpmph.2010.43.5.445.
Diese Arbeit untersuchte in Form einer Literaturrecherche die Effektivität verschiedener Formen von
Entspannungsübungen auf Stress und Stressmanagement. Der Autor, der selbst Autogenes Training und andere
Entspannungsübungen bei Krebspatienten zum Einsatz bringt, kommt zu dem Schluss, dass solche „Begleitprogramme“ als
so effektiv angesehen werden müssen, dass sie routinemäßig zum Einsatz kommen sollten.
Fazit
Diese Veröffentlichung liefert keine harten Daten. Sie liefert aber ein weiteres Argument für den Einsatz von
Entspannungsübungen bei Krebserkrankungen, wo Stress und Angst keine untergeordnete Rolle bei der Lebensqualität
der Betroffenen spielen.
Schauen wir einmal zur nächsten Studie…
Simeit R et al.: Röpersbergklinik Ratzeburg, Röpersberg 47, 23909 Ratzeburg, Germany. info@rkrz.de
Sleep management training for cancer patients with insomnia
in: Support Care Cancer. 2004 Mar;12(3):176-83. Epub 2004 Feb 4.
Stress und Schmerzen, die durch eine Krebserkrankung hervorgerufen werden, haben ihren Einfluss auf den Schlaf der
Betroffenen. Schlafstörungen sind deshalb eine weitere Konsequenz der Erkrankung. Laut Aussagen der Autoren dieser
Arbeit von 2004 gab es aber bis zu diesem Zeitpunkt kaum Untersuchungen zu diesem Thema. Von daher untersuchten die
Autoren den Einfluss von Entspannungstechniken auf das Schlafverhalten von Krebspatienten.
Dazu bildeten sie 2 Verumgruppen und eine Kontrollgruppe. Die Studie lief über den Zeitraum von 6 Monaten. Die
erste Verumgruppe mit 80 Teilnehmern erhielt Unterweisungen in progressiver Muskelrelaxation und die zweite Gruppe
mit 71 Patienten Autogenes Training. Die Kontrollgruppe mit 78 Teilnehmern bekam nur die obligate
Standardrehabilitation. Die Teilnehmergruppen zeigten eine heterogene Zusammensetzung mit einem Durchschnittsalter
von 58 Jahren und hauptsächliche Fällen von Brust-, Nieren- und Prostatakrebs.
Resultate: Im Vergleich zur Kontrollgruppe zeigten die beiden Verumgruppen eine signifikante Verbesserung im
Verlauf der Maßnahmen. Die Fortschritte fielen hier von mittelmäßig bis hochgradig aus. Dies traf zu für die Länge
der Einschlafphase, Schlafdauer, Schlafqualität, Schlafmittelbedarf und schlafbedingtes Unwohlsein am Tage. Die
Lebensqualität zeigte sich ebenfalls verbessert. Es ergaben sich jedoch keine Unterschiede zwischen den beiden
Verumgruppen, so dass man hier folgern darf, dass die progressive Muskelrelaxation und das Autogene Training eine
gleich gute Funktion in diesem Bereich ausüben.
Fazit
Auch hier bewirken Entspannungsübungen eine Entspannungsreaktion, die für Autogenes Training und progressive
Muskelrelaxation ähnlich effektiv ausfallen. Dieser Entspannungsreaktion ist es zu verdanken, dass sich die
Schlafqualität und andere Schlafparameter signifikant bis hochgradig verbessern. Damit wäre ein weiterer wichtiger
Parameter für eine mögliche Genesung günstig beeinflusst. Denn ohne die Regenerationskraft eines gesunden Schlafs
ist eine Genesung kaum vorstellbar.
Ähnliche Resultate sehen wir auch in der nächsten Arbeit:
Wright S et al.: ARC Cancer Support Centre, Dublin, Republic of Ireland. t-swright@clubi.ie
A quantitative and qualitative pilot study of the perceived benefits of autogenic training for a
group of people with cancer
in: Eur J Cancer Care (Engl). 2002 Jun;11(2):122-30.
Diese Arbeit aus dem Jahr 2002 kommt zu sehr ähnlichen Resultaten. Leider gibt es keine genauen Angaben zur Zahl
der beteiligten Patienten. Die Autoren vermerken nur, dass nach einem 10-wöchigen Autogenen Training die
Beteiligten eine signifikante Reduktion von Unruhe und Angst konstatierten und hoffnungsvoller als vor dem Training
in ihre Zukunft blickten. Auch hier traten Verbesserungen der Schlafqualität als Resultat der Entspannungsübung
auf.
Fazit
Autogenes Training heilt keinen Krebs. Aber es kann offensichtlich die äußeren Rahmenbedingungen für ein
besseres Funktionieren des Organismus signifikant verbessern – und auf diesem „Umweg“ positiv Einfluss auf den
Heilungsprozess nehmen. Interessant ist auch hier wieder, dass die Entspannungsreaktion durch das Autogene Training
erneut einen direkten Einfluss auf physiologische Prozesse zu haben scheint – in diesem Fall auf das Immunsystem,
das dadurch eine Stärkung erfährt.
Dieser Artikel wurde am 29.4.2019 erstellt.
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